Zukunft gestalten: Workshop für Produktionsmitarbeitende

Stefanie Hornung
August 2024

Mit ams OSRAM konnten wir die Workshop-Reihe "Ich gestalte Zukunft mit" durchführen. Zielgruppe waren die Produktionsmitarbeitenden in der Metallverarbeitung. Ein Bericht.

Die Transformation in Unternehmen stellt oft eine Herausforderung dar. Das gilt insbesondere für sogenannte Blue Collar Worker: Als Mitarbeitende ohne festen Bildschirmarbeitsplatz stehen sie am Ende der Informationskette. Veränderungen sind für sie oft schwer nachvollziehbar und wirken dadurch willkürlich auf sie. Diese Wahrnehmung führt zu Frustration. In einem zweieinhalbtägigen Workshop haben die Werksmitarbeitenden von ams OSRAM in Schwabmünchen die Möglichkeit bekommen, die Kultur der Zusammenarbeit zu verbessern und Veränderungen mitzugestalten.

Eckdaten des Trainings

Der Workshop fand im Interventionszeitraum von Juni bis September 2024 statt. Ziel war es, Vertrauen in einen neuen Transformationsweg aufzubauen, der alle Beschäftigtengruppeneinbezieht. Die Mitarbeitenden der Produktion sollten die Möglichkeit erhalten, Veränderung aktiv mitzugestalten und verschiedene Perspektiven nachvollziehen zu können. Auftraggeber und Initiator war Ingo Hild, Werks- und Betriebsleiter des Werks Schwabmünchen von ams Osram. Die Workshops leiteten Emma Weidner, Projektkoordinatorin von ZUKUNFTmobil, und Paul Bayerle, beide integrale Organisationsentwickler von imu augsburg. Zwölf Mitarbeitende aus der Produktion des Werks Schwabmünchen von ams OSRAM nahmen daran teil.

Transformationsherausforderungen

Im Werk Schwabmünchen von ams OSRAM wird hochwertiges Material für Leuchten hergestellt – sogenannte Vorprodukte. Die Arbeit im Metallbereich ist anspruchsvoll, da die Beschäftigten mit großer Hitze und Schmutz umgehen müssen. Zusätzlich gibt es Zielvorgaben, die Effizienz zu steigern, was zu einem hohen Produktionsdruckführt. Viele Beschäftigte sind bereits seit vielen Jahren Teil des Betriebs und haben zahlreiche Umstrukturierungswellen erlebt. Besonders herausfordernd war dabei die Kommunikation mit den Mitarbeitenden. Wie bei non-desk-Arbeitenden ohne festen Bildschirmarbeitsplatz üblich, haben viele Mitarbeitende keine E-Mail-Adressen, sodass der Zugang zu Informationen eingeschränkt ist. Diese Faktoren führten zu Unsicherheit in der Belegschaft. Der Workshop zielte darauf ab, die Zufriedenheit der Mitarbeitenden zu erhöhen und ein positives Arbeitsklima zu fördern.

Neue Workshop-Idee

Der Workshop dauerte insgesamt 2,5 Tage, wobei die ersten beiden Termine im Abstand von zwei Wochenstattfanden und der dritte Termin zur Ergebnisreflexion zwei Monate später. Der Workshop war als Experiment mit offenem Ausgang angelegt und kam als solches ohne konkrete kurz- und langfristige Ziele aus.

Beschreibung des Workshops

Der Workshop begann mit einer Einführung und der Schaffung eines vertrauensvollen Umfelds, in dem die Teilnehmenden offen über ihre Erfahrungen und Herausforderungen sprechen konnten. Die Workshopleitenden führten verschiedene Übungen durch, um die Zusammenarbeit und das Verständnis für unterschiedliche Perspektiven zu fördern. Die Teilnehmenden konnten ihre Ideen und Vorschläge einbringen, die sie dann gemeinsam diskutierten und weiterentwickelten. Besonders wichtig war es, den Mitarbeitenden Raum für ihre Bedenken und Kritik zu geben, was zu einer offenen und konstruktiven Atmosphäre beitrug. Am Ende des Workshops fasste die Gruppe die Ergebnisse zusammen und besprach die nächsten Schritte, um sicherzustellen, dass die erarbeiteten Themen weiterverfolgt werden.

Ergebnisse und nächste Schritte

Die Rückmeldungen der Teilnehmenden waren positiv, und auch skeptische Führungskräfte zeigten eine positive Resonanz. Die Ergebnisse der Mitarbeitenden-Befragung verbesserten sich, und der Standort Schwabmünchen erreichte Spitzenwerte in Zufriedenheit, Motivation und Bewertung der Zusammenarbeit. Der Krankenstand ging zurück, und die Mitarbeitenden beteiligten sich stärker mit eigenen Ideen im Vorschlagswesen. Die Teilnehmenden wirkten als Multiplikatoren positiv in die Belegschaft hinein.

Nächste Schritte

Die Führungskräfte werden die Ergebnisse und Erkenntnisse sammeln, um sicherzustellen, dass die Themenweiterverfolgt werden. Noch ist offen, ob ein solcher Workshop wiederholt wird und welche Themen dabei im Vordergrund stehen sollen.

Fazit der Beteiligten

Erfolgsfaktoren waren die neutrale Moderation von außen, die gute Kenntnis des Produktionsumfelds durch die Beteiligten und die Berücksichtigung der Bedürfnisse der Teilnehmenden, wie beispielsweise häufigere Pausen. Es war entscheidend, den Teilnehmenden Raum für negative Erlebnisse und Kritik zu geben. Auch die Tatsache, dass ein Veranstaltungsort nahe am Werk gewählt wurde, statt die Mitarbeitenden in die Konzernzentrale zu bitten, hatte einen sehr positiven Effekt auf Akzeptanz und Offenheit der Gruppe.

All dies sorgt für einen Aha-Effekt: Im schwierigen Umfeld der Transformation, die viel Unsicherheit mit sich bringt, vertrauen die Beschäftigten in der Produktion nun stärker auf die Führung und das Miteinander. Sollten Erwartungen nicht erfüllt werden, wissen die Mitarbeitenden nun ihre Vorstellungen oder Probleme konkreter zu kommunizieren.